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Literatur & Film - Die DEFA und ihre verbotenen Filme

21.02.2025
19:00 - 21:00

Stadtbibliothek
Scheederstraße 1
15711 Königs Wusterhausen

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… oder wie Christa Wolf Fräulein Schmetterling erfand

Auf der Spurensuche nach Berührungen zwischen der Dichterin Christa Wolf (1929–2011) und dem Kino fällt einem natürlich zuallererst Der geteilte Himmel  ein. Wenig bekannt ist, dass es um den Geteilten Himmel herum eine Reihe weiterer Versuche der Autorin gab, als Szenaristin für die DEFA zu arbeiten. Es gab unter anderem Ideen für eine Verfilmung ihrer frühen Erzählung »Moskauer Novelle«. Das am weitesten fortgeschrittene Projekt Fräulein Schmetterling kam 1966 nicht zur Uraufführung. Trotz aller Enttäuschungen blieb die Autorin mit der DEFA in Kontakt: Gemeinsam mit Gerhard Wolf legte sie 1967 eine Konzeption zur Verfilmung des Günter-Weisenborn-Buches »Der Verfolger« vor. Die DEFA-Direktion zeigte jedoch kein Interesse. So kam die über einen Zeitraum von fünf, sechs Jahren recht intensive Zusammenarbeit zwischen Christa Wolf und der DEFA zum Ende.

Im Vortrag soll die Verbotsgeschichte des Films Fräulein Schmetterling und seine Rekonstruktion näher betrachtet werden. Während das 11. Plenums des Zentralkomitees der SED 1965 tagte, bescheinigten führende Politiker, darunter Erich Honecker und Walter Ulbricht, den beiden DEFA-Produktionen Das Kaninchen bin ich (R: Kurt Maetzig) und Denk bloß nicht, ich heule (R: Frank Vogel) republikfeindliche Züge. Daraufhin wurden alle DEFA-Projekte noch einmal unter die Lupe genommen. Darunter auch die noch nicht uraufgeführten Filme. Der Film Fräulein Schmetterling lag in einer Art Rohschnittfassung vor. Nach einer Begutachtung im Februar 1966 beantragte die Studioleitung, die Arbeiten an Fräulein Schmetterling endgültig abzubrechen. Der Film verschwand unvollendet im Tresor.

Filmvorführung: Fräulein Schmetterling (DDR/Deutschland1965-1966, 2020)
RE: Kurt Barthel, DR: Christa Wolf und Gerhard Wolf, Kurt Barthel, DA: Melania Jakubisková, Christa Heiser, Karoline Buntrock u.a.

„Nach dem Tod ihres Vaters sind die 17-jährige Helene Raupe und ihre kleine Schwester Asta Vollwaisen. Der Zigarettenladen des Vaters wird geschlossen, die kleine Asta der Vormundschaft ihrer Tante unterstellt. Helene, die davon träumt, Stewardess oder Mannequin zu werden, wird von den Behörden an verschiedene Arbeitsplätze vermittelt. Sie scheitert jedoch an den Erwartungshaltungen ihrer reglementierten Umwelt. Erst als sie es schafft, ihren Träumen Ausdruck zu verleihen, kann sie sich gegenüber den Bevormundungen der anderen behaupten.“ (Pressetext Buschfunk)

Fotos: Wolfgang Lücke