Hier gibt’s was auf die Ohren
Der Funk ist die neue Stimme und Waffe, der direkte Appell an die Millionen. (F. Wolf, 1929)
Friedrich Wolf, geboren am 23.12.1888 in Neuwied, verfolgte die Entwicklung des neuen Mediums Rundfunk von Anfang an mit Interesse und teilweise ausgeprägter Euphorie.
Er hatte 1928 in seiner programmatischen Streitschrift „Kunst ist Waffe“ den „Dichter als Zeitgewissen“ bezeichnet, der sich den großen Fragen der Gegenwart zuzuwenden habe. Dieser Gegenwartsbezug bewegte ihn auch dazu, die im Entstehen begriffene Kunstform Hörspiel zu nutzen.
Drei Jahre nach „Äther“ wird am 5.11.1929 im Deutschlandsender „S.O.S. …rao rao… Foyn „Krassin“ rettet „Italia“ als Hörspiel in 20 Szenen, so der Untertitel, gesendet. Es gilt als ältestes vollständig erhaltenes Hörspiel in deutscher Sprache. Friedrich Wolf erzielte damit aus Sicht von Karl Walter den „bisher stärksten Hörspielerfolg des deutschen Rundfunks“ (aus „Die Sendung, 50/1929). Innerhalb einer Woche wurde das Hörspiel von fast allen deutschen Sendern ausgestrahlt.
Weltweite Berühmtheit erlangte die „Krassin“, als es ihr gelang, das bei Spitzbergen in Not geratene Expeditionsteam des Italieners Umberto Nobile zu retten. Die „Heldentat im Eis“, wie die russischen Zeitungen damals titelten, bescherte dem jungen sowjetischen Staat eine enorme Imageverbesserung in Europa.
Zu würdigen sind die wissenschaftlichen und künstlerischen Versuche um das Wolfsche Erbe in den 1980er Jahren. „S.O.S. …rao rao… Foyn“ hat in der Hörspielgeschichte einen festen Platz. Trotzdem ist das Werk Friedrich Wolfs einem breiten Publikum in den alten Bundesländern bis heute weitgehend unbekannt geblieben.
Die Wiederaufführung des Hörspiels fand am Ort der Erstausstrahlung 1929 statt – auf dem Funkerberg in KW.
Interessantes am Rande: Wir erfuhren folgende Begebenheit:
In Wildau (Heinrich Rau) wurden um 1960 die Kurbelwellen des Eisbrechers „Krassin“ generalüberholt! So klein ist die Welt!
Als „Special-Guest“ des Abends hatten wir Prof. Thomas Naumann eingeladen.
Er ist der jüngste Sohn von Friedrich Wolf und berichtete uns einiges über seinen Vater und das künstlerische Umfeld des Schriftstellers.
Interview von Wolfgang Lücke beim Sender KW:
Impressionen zur Veranstaltung:
Fotos aus Oranienburg, wo ein Platz nach den Ideen des Hörspiels und der Rettungsaktion gestaltet wurde und aus der
Friedrich-Wolf-Gedenkstätte (das Arbeitszimmer)
Gerd Bandelow im Gespräch mit Prof. Thomas Naumann
Fotos: Wolfgang Lücke
Der Eisbrecher „Krassin“, das Luftschiff „Italia“, die Flugroute, General Nobile, Ernst Busch
Weiterführende Links zum Thema:
Oranienburg: Krassin rettet Italia
Buch von Professor Samoilowitsch (1930)
Münzauktion
Kalenderblatt vom Bayerischen Rundfunk
Detlef Schmegel: Die Italia-Katastrophe
DVD: „Das rote Zelt“
Deutsches Rundfunkarchiv